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Schesselong …

in Kurzgeschichten Gestern 22:28
von Harald.Herrmann | 932 Beiträge

Auf einem oberhessischen Bauernhof en "Atzehaa" (Atzenhain) aufgewachsen, war mir das "Schesselong" - ein sich durch Umlegen der Armlehnen zur Liege oder gar Notbett verwandelbares, gut gepolstertes Sofa - ein Begriff …
… ebenso die "Scheese", eine zweisitzige, gut gepolsterte Kutsche mit zwei - blöderweise sich zwischen dem pferdelenkenden Opa oder Vater befindlichen - Notsitzen für Kinder oder Gepäck oder gar beidem.
Erst als ich Französich lernte wurde mir klar, dass sich beide Begriffe von der Chaise ableiten ließen.
Nun ja, wenn wir mit der "Scheese" über Land fuhren, dann fuhren wir natürlich über die "Schossee".
Die Übernahme vieler französischer Lehnwörter war wohl im Oberhessischen der Tatsche geschuldet, dass viele junge Burschen, die in Paris als Straßenkehrer gutes Geld verdient hatten, bei der Rückkehr nicht nur Geld, sondern auch französische Gattinnnen und Lebensart mit nach Hause brachten …
Auch in der Gasse, in der ich aufgewachsen bin also in der "Bienengasse" (oberhessisch > Biegass) soll ein Heimkehrender anno dunnemals eine Französin mitgebracht haben, die - ohne den Umweg über das Hochdeutsche - sich schwertat, mit dem Erlernen des Oberhessischen. Sie soll zu allem, was man ihr auftrug, lächelnd "bien" gesagt haben, um dann von ihrem Mann zu erfahren, um was es wirklich geht. Diese Geschichte wurde eruiert, da man auf alte Schriften gestoßen war, auf denen als Straße dort BIENGASSE stand.
Trotz intensiver Befragung der Altvorderen war nicht herauszufinden, in welchem Gehöft dies alles vor sich gegangen sein sollte.
Es ist also absolut möglich, dass in meinem Blutkreislauf einige Tropfen französischen Blutes enthalten sind …

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