Wer den Kindern der heutigen Zeit erklären soll, wie die Kinder der Nachkriegsgeneration gekleidet waren und dabei vor allen Dingen auf den Kampf gegen Kälte bei Minusgraden zu sprechen kommt, kann das ungläubige Staunen auf den Gesichtern sehen.
Dass bei ersten kalten Tagen die langen wollenen Strümpfe unter knielangen Hosen als ausreichend angesehen wurden, das störte erst mal nicht. Dass aber, wenn es kälter wurde, mit allen möglichen Kleidungsstücken, zumeist aus Gestricktem, gegen diese Kälte angekämpft wurde, das war insoweit eine Tortur, weil - speziell in meinen ersten Lebensjahren - wegen Nichtverfügbarkeit von neuer und praktischer Bekleidung darauf zurückgegriffen wurde, alte Strickwaren, aus denen die Kinder herauswuchsen, aufzudröseln und neu zu stricken.
Dafür musste das Garn aber erst mal gewaschen und feucht auf den Haspel gespannt werden, sodass die Fäden nach dem Trocknen wieder relativ glatt zu Knäuel gewickelt werden konnten.
Auch wenn damals weniger gewaschen wurde wie heute, allein schon durch die Wäsche in Verbindung mit falsch gewählten Temperaturen und aggressiven Waschmitteln begannen Strickwaren nach einer gewissen Zeit zu kratzen. Auch und gerade "recycelte" Strickerzeugnisse waren als "neue" Teile alles nur nicht flauschig.
Wenn man also zur Winterzeit angekleidet wurde, kam einiges zusammen, was an diversen Stellen am Körper teilweise bestialisch kratzte, Juckreize auslöste und auch bei mir laut Aussage der Beteiligten in späteren Erzählungen lautstarken Protest ausgelöst hatte.
Da half aber alles nichts, wer zum Schlittenfahren oder zur Schneeballschlacht raus wollte, dem blieb nichts anderes übrig, als sich in lange Strümpfe zu zwängen. Wohlgemerkt, Strümpfe von der Fußspitze bis hoch in den Schritt, die am oberen Ende mit neckischen, am Unterhemd befestigten Strumpfhaltern daran gehindert wurden, wieder abzurutschen. Dann hieß es noch Strickjacken anziehen, Schals, Fausthandschuhe, Zipfelmützen, wir waren de facto in Kratzklamotten gehüllt.
Eine gleichalte Bekannte hat mir bestätigt, dass sich allein schon bei dem Gedanken, ein solches zweit- oder gar drittgesticktes Utensil anziehen zu müssen, die Härchen an den Armen aufstellten.