Der Überfluss
In einem kleinen Dorf lebte ein Kleinbauer direkt neben dem größten Bauern im Ort. In einer Zeit, als der Misthaufen vor dem Haus vieles über die Besitzer aussagte, konnte man sehen, dass der Kleinbauer sehr wenig Tiere hatte, aber mit dem akkuraten Aufschichten des Misthaufens und der Sauberkeit auf dem gesamten Hof zeigte er auf, dass überall Ordnung herrschte.
Der Großbauer sah das nicht so eng, ihn wurmte aber mit der Zeit, dass man ihn sogar darauf ansprach, wie ungepflegt alles aussah. Kurzentschlossen wurde mit einem Anbau an den Kuhstall im rückseitigen Garten dort eine maschinelle Entmistung eingebaut, mit der alles auf einem großen Haufen in der Mistgrube landete, an der natürlich nichts "geschichtet" wurde und der Misthaufen nach kürzester Zeitüber den Rand ragte.
Von diesem Misthaufen aus lief nach einiger Zeit auch Jauche über den gepflasterten Hof und landete im Garten des Nachbarn.
Als ein Dorfbewohner zu Besuch da war und sah, was da passierte und wie das roch, meinte er:
»Warum unternimmst Du nichts gegen den Großkotzerten?«
»Komm mal mit, ich zeige Dir was!«
Er hob einige an der Grundstücksgrenze liegende Bretter hoch, uner denen eine kleine Rinne sichtbar wurde, die zu den Komposthaufen im Grabgarten führte:
»Hier lasse ich in einer Grube die Jauche auf meine Gartenabfälle laufen und schichte sie anschließend dort auf einen der Haufen auf. Man glaubt kaum, welch ein toller Dünger bis zum Frühjahr dadurch entsteht, der den Zukauf von teurem Kunstdünger überflüssig macht ► dieser "Überfluss" vom Nachbarn!«