Foren Suche

Suchoptionen anzeigen
  • Schüttelreim "fehlgemüllt"Datum29.08.2021 17:03
    Thema von Harald Herrmann im Forum Gedichte, wie sie gera...

    Schüttelreim "fehlgemüllt" ►

    Die Tonne, blau, mit Mehl gefüllt
    blieb stehen, sie war fehlgemüllt ...

  • MontagmorgenDatum01.05.2020 23:40
    Thema von Harald Herrmann im Forum Gereimtes

    Montagmorgen

    Dies garstig dumpfe Schädelbrummen,
    ein Alka - Selzer lässt’s verstummen.
    Im Bad riecht es erbrochen sauer,
    das Bettzeug ziert ein kalter Bauer,
    es quälen Dich auch Trippersorgen …
    … ein ganz normaler Montagmorgen.

    Man kann mitfühlen meint Harald

  • Verwegen verwehter WurmDatum17.12.2019 09:22
    Thema von Harald Herrmann im Forum Schüttelreime

    Verwegen verwehter Wurm

    Der Regenwurm im Wirbelsturm
    schreit laut:
    »Ich bin ein "Stirbelwurm"!«

  • Ein beuyser AktDatum17.12.2019 09:14
    Thema von Harald Herrmann im Forum Schüttelreime

    Ein beuyser Akt

    Im Kreis er in die Ecke kackt.
    Das ist fürwahr der kecke Akt

  • Vorweihnachtliche BetrachtungenDatum16.12.2019 15:20
    Thema von Harald Herrmann im Forum Gedichte, wie sie gera...

    Vorweihnachtliche Betrachtungen
    (erschienen am 30.12.07)

    So gesehen und gedacht,
    Einstimmung zur heilgen Nacht?

    Der Nikolaus schwingt seine Rute,
    Papa steht an der Glühweinbude.
    Mama labt sich an Paranüssen,
    klein Anna möchte jeden küssen
    mit Zuckerwatte an den Lippen.

    Derweil hat bei den Weihnachtskrippen
    Klaus - Uwe alles umgestellt
    so dass ein manches Teil schon fehlt.
    Das Töchterchen knutscht ungeniert
    den Nachbarssohn, der sich noch ziert.

    Papa muss man nach Glühwein sieben
    gewaltsam hin zum Auto schieben,
    daran ein Zettel: Falsch geparkt

    Überschrift > "Der Weihnachtsmarkt"

  • BrillenschnellputzDatum11.12.2019 08:41
    Thema von Harald Herrmann im Forum Schüttelreime

    Brillenschnellputz

    Nach Picknick strahlt mein Brillenglas
    wenn Staub ich zu den Grillen blas’ …

  • Hungerzeit in FinnlandDatum10.12.2019 09:13
    Thema von Harald Herrmann im Forum Mir wichtige Beiträge

    Hungerzeit in Finnland

    Hoch im Norden zwischen Finnlands Mooren
    lag das Gütchen eines alten Bauern.
    Fleißig brach sein Arm den kargen Boden.
    Und zum Himmel flehte er um Wachstum.

    Er zog Gräben, pflügte und säte.
    Als der Lenz das Feld vom Schnee befreite,
    schwemmte er die Hälfte der Saat mit.

    Als der Sommer kam mit Hagelschauern,
    lagen viele Halme auf dem Boden.
    Als der Herbst kam, nahm die Kälte den Rest.

    Die Frau des Bauern rief verzweifelt:
    „Oh wir armen, ganz verlassenen Menschen!
    Not ist bitter, doch verhungern ist schlimmer!“

    Aber er nahm ihre Hand und sagte:
    „Prüfen will der Herr uns, nicht verstoßen!
    Misch zur Hälfte Rinde in das Brotmehl.

    Ich will doppelt fleißig Gräben ziehen
    und zum Herrn flehen um Wachstum.“
    Da buk die Frau zur Hälfte Rinde in das Brot.

    Doppelt fleißig zog der Alte Gräben,
    tauschte Schafe gegen Korn und säte.

    Als der Lenz das Feld vom Schnee befreite,
    schwemmte er diesmal nichts von der Saat mit.
    Als der Sommer kam mit Hagelschauern,
    lag jedoch das halbe Feld zerschmettert.
    Als der Herbst kam, nahm die Kälte den Rest.

    Die Frau des Bauern klagte:
    „Oh, wir armen, ganz verlassenen Menschen.
    Lass uns sterben, denn Gott hat uns verstoßen.
    Tod ist bitter, aber schwerer ist es zu leben!“

    Doch der Bauer nahm ihre Hand und sagte:
    „Prüfen will der Herr uns, nicht verstoßen!
    Mische doppelt Rinde in das Brotmehl.
    Ich will doppelt lange Gräben ziehen
    und zum Herrn flehen um Wachstum.“

    Die Frau buk doppelt Rinde in das Brotmehl,
    doppelt lange Gräben zog der Alte.
    Er tauschte Kühe gegen Korn und säte.

    Als der Lenz das Feld vom Schnee befreite,
    schwemmte er auch diesmal keine Saat mit.
    Als der Sommer kam mit Hagelschauern,
    schlug er keinen einzigen Halm zu Boden.
    Und im Herbst verschonte der Frost den Acker
    und ließ ihn stehen im Gold bis zur Ernte.

    Da fiel der Bauer auf die Knie und sagte:
    „Prüfen wollte Gott uns, nicht verstoßen!“
    Und die Frau sank auf die Knie und sagte:
    „Prüfen wollte Gott uns, nicht verstoßen!“


    Und voll Freude bat sie den Alten:
    „Nun greife stark und froh zur Sense.
    Leichte Tage sind gekommen. Jetzt ist’s Zeit,
    die Rinde wegzuwerfen und das Brot aus reinem Korn zu backen..“

    Da nahm der Bauer die Hand der Frau und sagte:
    „Frau, Frau, nur die bestehen die Prüfung,
    die den armen Bruder nicht vergessen.

    Misch zur Hälfte Rinde in das Brotmehl,
    denn erfroren ist des Nachbarn Ernte!


    (es dürfte sich um ein - übersetztes - Gedicht von Johan Ludvig Runeberg handeln.)

  • KesselflickerDatum10.12.2019 08:30
    Thema von Harald Herrmann im Forum Schüttelreime

    Kesselflicker

    In Feuerglut von Tannen, Fichten,
    sie Töpfe, Kannen, Pfannen dichten.

    Beschreibung Kesselflicker

  • Angel-Paar-GerangelDatum09.12.2019 22:38
    Thema von Harald Herrmann im Forum Schüttelreime

    Angel-Paar-Gerangel

    Statt Fisch hing an der Angelrute
    nach Hin- und Hergerangel Ute …

  • Verstörte HammelDatum09.12.2019 22:23
    Thema von Harald Herrmann im Forum Schüttelreime

    Verstörte Hammel

    Zu nachtaktiven Rammelhasen
    Sieht man verstörte Hammel rasen

  • Vermeistes BrotDatum09.12.2019 22:20
    Thema von Harald Herrmann im Forum Schüttelreime

    Vermeistes Brot

    »Das Brot schmeckt wirklich Sch…e, Miss
    ob darauf grad’ die Meise sch…s.«

  • Baby-Poser Datum09.12.2019 22:17
    Thema von Harald Herrmann im Forum Schüttelreime

    Baby-Poser

    Wenn Du zu seiner Pose hupst
    Vor Schreck er in die Hose pubst

  • TrennungsfeierDatum09.12.2019 22:00
    Thema von Harald Herrmann im Forum Schüttelreime

    Trennungsfeier

    Bleib cool, ist deine Olga weg,
    trink Lulu schön im Wolga-Eck …

  • SkatschussfahrtDatum09.12.2019 21:25
    Thema von Harald Herrmann im Forum Schüttelreime

    Skatschussfahrt

    Den Hüttenwirt um Skier bat
    der Matz, er muss zum Bierskat

  • WildfrikadellenDatum09.12.2019 21:12
    Thema von Harald Herrmann im Forum Schüttelreime

    Wildfrikadellen

    Der Jäger geht die Beute hacken,
    will Frikadellen heute backen.

  • BierskatDatum09.12.2019 21:11
    Thema von Harald Herrmann im Forum Schüttelreime

    Bierskat

    Der Kunibert gewinnt das Reizen,
    im Mund dem Karl gerinnt das Weizen.

  • Nuhr Satire?Datum07.12.2019 13:19
    Thema von Harald Herrmann im Forum Mir wichtige Beiträge

    Nuhr Satire?

    Die "Witzchen", die der von mir einst gefeierte Comedian meint über die Klimaaktivistenjugendlichen machen zu müssen kann man geteilter Meinung sein, für mich sind sie "voll daneben"!

    Es geht um diesen Bericht Nach Shitstorm„Die Gesellschaft ist krank“:Dieter Nuhr steht zu seiner Greta-Thunberg-Satire

    Meine Einlassung dazu:

    Ja, Herr Nuhr,
    Satire um jeden Preis, dafür zahlen manche Satiriker den eigenen Preis, die Unglaubwürdigkeit ihrer Gesamtaussagen, die mit der Überspitzung kollidieren.
    Junge Leute, die sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten - ihrem jetzigen und zukünftigen Lebensraum - machen, der Lächerlichkeit preiszugeben ist schon sehr grenzwertig ► vor allem vor dem Hintergrund, dass die, also wir, die sehenden Auges diese Entwicklung nicht verhindert haben, sich in manchen Aktionen und vor allem in der Verharmlosung bestehender Probleme und Kritik an machbaren Lösungen am ehesten der Lächerlichkeit preisgeben.
    Mit Ihren Statements reihen sie sich gnadenlos dort ein!

    Ein Nutzer, Karsten D.:

    Und wo bitte geben diese Kids Lösungen an? Wir müssen das Klima retten, aber E-Auto bringt nur eine Verschiebung des CO2 Problems, Bus und Bahn im ländlichen Raum sind ja eher lachhaft. Alle reden darüber, aber mit Reden alleine ist das Klima nicht gerettet. Es müssen Lösungen her, die allen helfen. Die Brennstoffzelle wäre hier ein Beispiel. Aber wenn man damit anfängt, kommen gleich die Totschlagargumente zu teuer, zu ineffizient. Klar, wenn man nichts dran macht, bleibt das auch so. Dem reden müssen Taten folgen, sonst ist das alles nur leeres Geplapper!


    Meine Meinung:

    Wo sollen diese Schulkinder denn Lösungen herholen, wenn sich erwachsen wähnende Wissenschaftler gegenseitig der Lüge in den Aussagen bezichtigen, Lösungskonzepte, die der eigenen Lobby widersprechen in den Dreck treten und nur eigene Lösungsvorschläge - wenn man manchen abgelassenen Schwachsinn so überhaupt nennen darf - als das einzig Richtige darstellen.
    Was fehlt ist ein weltweiter Zusammenschluss derer, die wirklich etwas Sinnvolles bewegen könnte, weil dies von verschiedenen Staaten, von der Wirtschaft, von Interessensverbänden und schlussendlich auch von verschiedenen Religionen und sektenähnlichen Volldeppen mit aller Macht verhindert wird!



    Ein Nutzer, Gunter A.:

    Offenbar haben Sie ein tiefgreifendes Problem mit Ihrem bisherigen Lebenswandel. Sie persönlich machen sich für die Krise verantwortlich und glauben nun, durch das Bejubeln von FFF oder Greta eine Art Absolution zu erfahren.
    Wer sich nicht dieser Selbstbezichtigung aussetzt und darum einen anderen Blick auf diese Bewegung wagt, gefährdet Ihre Sündenvergebung und muss daher zurechtgewiesen werden. Nur - wie schon der Ablasshandel zu Luthers Zeiten bringt auch das Zujubeln von Kids, die in purer Hysterie auf die Straße gehen, keinen Sündenerlass. Es ist auch völlig falsch, diese von den Kids in unsere Richtung geschriene Schuld anzunehmen. Wir haben sehr viel für das Klima und die Natur getan. Und auf manche Dinge haben wir keinen Einfluss.
    Ich würde meinen Kindern, wären sie noch in dem Alter, nicht erlauben, jeden Freitag der Schule fern zu bleiben. Und ganz sicher würde ich bei ihnen nicht diese Hysterie schüren, laut der das Klima nun die größte Katastrophe der Menschheit ist. Ist sie nämlich nicht! Es gibt Dinge, die sind sehr viel schlimmer, gehen aber völlig unter. Etwa die Antibiotika-Krise, die uns alle schon heute massiv bedroht.
    Nur - kaum einer weiß, dass KEINER der großen Pharmakonzerne zur Zeit an Antibiotika forscht, trotz zunehmender Resistenzen. Solche Themen gehen völlig unter, dabei kann schon die nächste Infektion mit einem Resistenten Keim sehr, sehr gefährlich werden.
    Dies als Beispiel, wie falsch die momentane Hysterie ist. Die Kids sind deutlich gefährdeter, wegen der Antibiotika-Krise zu sterben, als wegen des Klimas.
    Ja, das Klima ändert sich. Aber wir werden es nicht aufhalten. DAS ist ein Fakt. Und da spielt es keine Rolle, wie viele Kids auf die Straße gehen und wie oft Greta schmollt. Viel besser wäre es, diesen Fakt als gegeben zu sehen und sich nun zu bemühen, diesen Wandel so schmerzfrei wie möglich über die Bühne zu bringen.
    Ich habe jedoch keine Hoffnung, dass Sie das verstehen, denn Sie haben die Schuld, die man Ihnen entgegengebrüllt hat, so gierig aufgesogen und verinnerlicht, dass Sie am liebsten im Alleingang das Klima retten würden ;-)



    Dazu von mir:


    Diesem ganzen Kommentar liegt ein tiefgreifender Irrtum zugrunde.
    Ich bin kein Bejubler der FFF-Bewegung, ich finde es aber gut, dass das Thema inzwischen auch und gerade bei den Kids angekommen ist, die sich deutliche Jahre länger mit den möglicherweise auf uns zukommenden Klimakapriolen, die man besser als auf uns zukommende Klimakatastrophen bezeichnen kann, auseinandersetzen müssen.
    Sie haben die Chancen, beruflich und verhaltensmäßig neue Wege zu gehen, die eine eventuell zu erwartende - und vom Menschen deutlich mitgeprägte - Klimaveränderung zumindest abschwächen könnte.
    Ich habe an anderen Stellen schon geschrieben, dass ich mir vor fast sechzig Jahren als Schüler schon die Aussage meines Physilklehrers verinnerlicht hatte, dass die Menschheit mit dem exorbitant hohen Maße der Verbrennung fossiler Brennstoffe in nicht all zu ferner Zukunft mit "Klimafolgen" durch den Anstieg von CO2 zu rechnen hätte.
    Seine Begründung ► Durch die Bindung der biologischen Kohlenstoffe im Erdinnern sei erst durch Rückgang des Kohlenstoffdioxidgehaltes der Luft ein Temperaturlevel entstanden, das zur Vielfalt der biologischen Entwicklung, wie wir sie heute kennen, führte.
    Dass es auch äußere Einflüsse gab, gibt und weiterhin geben wird, wurde von ihm auch nicht bestritten, aber mit dem Verbrennen der fossilen Brennstoffe hätten Folgegenerationen zu kämpfen:
    Er hat sicher nicht geahnt, dass er schon eine dieser Folgegenerationen vor sich sitzen hat, deren Ignoranz bezüglich der Gründe dieser Veränderungen zum überwiegenden Teil aus nicht Wahrnehmen, Leugnen und Wegsehen besteht!
    Und noch mal ►
    »Junge Leute, die sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten - ihrem jetzigen und zukünftigen Lebensraum - machen, der Lächerlichkeit preiszugeben ist schon sehr grenzwertig«

  • Thema von Harald Herrmann im Forum Kurzgeschichten jeglic...

    Das Russentischchen als Weihnachtsgeschenk

    In der Werkstatt des alten Bauernhofes stand seit Jürgen sich zurückerinnern konnte ein kleines Tischchen, über und über mit Farbklecksen bedeckt, mehrere Farbtöpfe mit zum Teil hart gewordenen Farbresten und eine Dose mit eingetrockneten Pinseln darauf. Als seine Tochter Marlene ihn gefragt hatte, ob sie dieses Tischchen als Blumentischchen haben könnte, es würde haargenau in die Ecke neben dem Balkon passen und mit dem seit Jahren perfektionierten, gaaanz lieben Augenaufschlag dazusetzte, »Nicht wahr, Papi, Du machst es mir möglichst bis Weihnachten schön zurecht?«, da hatte sie schon gewonnen. Er grummelte vor sich hin, strich ihr übers Haar und meinte:
    »Okay, Kleines, klar mache ich es Dir zurecht, aber weißt Du überhaupt, was das hier ist?«
    »Nein,« grinste sie, »aber wie ich dich kenne, wirst Du es mir gleich erzählen.«
    » Nee, nee, das machen wir am Weihnachtsabend, wenn dein Mann und alle anderen auch dabei sind.«

    Von nun an werkelte er mit Begeisterung an dem Tischchen herum, es war doch mehr zu tun, als er zuerst gedacht hatte. Aber als das Tischchen fertig vor ihm stand, da war er schon stolz auf sein Werk.

    Am Heiligabend, nach dem Kirchgang und der Bescherung, die für das gelungenen Tischchen große Anerkennung von allen Seiten einbrachte, ging es zum Abendessen in die alte Bauernküche an langen Esstisch. Da das junge Paar dabei war und auch Marlenes Bruder Peter an diesem Abend nach alter Sitte "auf Familie machte", war man mit Oma Maria zu sechst.

    »Seltsam Mutter, wenn wir hier nur zu dritt sind, da lässt Du dich von Renate von hinten und vorne bedienen, und heute bist Du gesprungen wie ein junges Mädchen.«

    »Mach dich nicht lustig über mich, früher habe ich hier zwölf Leute allein versorgt, da kann Renate auch für uns drei …“
    »… und dafür spült sie hinterher immer, aber heute machen das Marlene und ich«, lenkte seine Frau ein, wohl wissend, dass sich ihr Mann Sorgen um die zunehmende Lethargie seiner Mutter machte.

    »Ja, ja, als ich hier einheiratete, da saßen teilweise vier Generationen hier am Tisch, dazu zwei Mägde und ein Knecht, da wurde es schon mal eng, aber zu Essen war immer genug da.«

    Jürgen unterbrach sie.
    »Immer genug zu Essen da, das ist der Punkt, wo das Russentischchen ins Spiel kommt.«

    Er wandte sich zu den jungen Leuten: »Euer Großvater war ja in diesem unseligen Krieg, der Knecht ebenfalls und da meine Mutter zwar schon mit ihm liiert, aber noch nicht verheiratet war, wurde sie bei sich zu Hause gebraucht. Eure Urgroßeltern waren mit zwei BdM–Mädchen aus der Stadt nicht in der Lage, den Hof ordnungsgemäß zu führen. Also wurde ihnen ein russischer Kriegsgefangener zur Arbeit auf dem Hof zur Verfügung gestellt. Der wurde in den ersten Tagen gebracht und wieder abgeholt, aber das ging auf die Dauer nicht, Uropa Hannes hat mächtig Druck gemacht und so konnte der Gefangene über Nacht bleiben.

    Er wurde in der Knechtkammer untergebracht und hätte normalerweise eingesperrt werden müssen, aber da das Melken schon mitten in der Nacht losgehen musste, hat mein Opa auch durchgesetzt, dass das Zimmer offen blieb. Er hat mir später erzählt, der Hauptgrund war, dass bei einem eventuellen Luftangriff, mit dem man ja auch rechnen musste, der Russe die Chance haben sollte, sich zu befreien.

    Zu den Regeln gehörte auch, dass die ausgeliehenen Gefangenen nicht am großen Tisch mitessen durften. Also wurden vom örtlichen Schreiner in Serie ein und zwei Personen–Tische gefertigt, die dann möglichst ca. drei Meter vom eigentlichen Esstisch entfernt aufgestellt wurden. Außerdem waren Qualität und Quantität der Speisen ziemlich weit unten anzusetzen. Dass diese Regeln eingehalten wurden, dafür sorgten die örtlichen NSDAP–Größen mit plötzlichen Kontrollbesuchen.

    Opa hat seinem "Russen" so schnell wie möglich etwas deutsch beigebracht, und Josef, so sein Name, durfte natürlich am Tisch mitessen, immer auf Geräusche der Haustür achtend, die, wie auf den Dörfern Sitte, erst mit dem Schlafengehen und dem damit verbundenen Löschen der Lichter verschlossen wurde. Wenn man das Öffnen der Haustür hörte, schnappte sich Josef einen Teller mit zwei Kanten Altbrot und einem Endstück Wurst und verzog sich zum – Russentischchen.

    Josef berichtete auch, dass andere Bauern seine Landsleute quälten und schlugen und so wenig zu essen zugestanden, dass diese teilweise von den Quetschkartoffeln für das Schweinefutter stibitzten. Dass er nach getanener Arbeit kurz vor dem Schlafengehen schon mal ein Glas Obstwein mittrinken durfte, er hütete sich, dies seinen Kumpels zu erzählen.

    Zum Kriegsende, als die russischen Gefangenen frei gelassen wurden und in Horden durch die Dörfer zogen, durchaus bereit besonders auffällige Ex–Arbeitgeber zu bestrafen, hatte Opa Hannes nichts zu befürchten!

    Am Tag des Abtransportes Richtung Russland kam Josef tieftraurig zu Opa und sagte in seinem gebrochenen Deutsch: »Bauer, war schönste Zeit von mein Leben hier, ich, wenn wieder zu Hause in Russland, gehe Sibirien oder – das hier«. Mit diesen Worten fuhr er mit der flachen Hand vor seiner Gurgel her.

    Man hat nie wieder von ihm gehört.

    Euch bitte ich, haltet das Tischchen in Ehren!«

  • Das RussentischchenDatum05.12.2019 20:21
    Thema von Harald Herrmann im Forum Kurzgeschichten jeglic...

    Das Russentischchen

    In der Werkstatt des alten Bauernhofes stand schon seit Jürgen sich zurückerinnern konnte, ein kleines Tischchen, über und über mit Farbklecksen bedeckt, drei Farbtöpfe und eine Dose mit eingetrockneten Pinseln darauf. Als seine Tochter Marlene ihn gefragt hatte, ob sie dieses Tischchen als Blumentischchen haben könnte, es würde haargenau in die Ecke neben dem Balkon passen und, gaaanz lieber Augenaufschlag, seit Jahren perfektioniert, »nicht wahr, Papi, Du machst es mir schön zurecht?«, da hatte sie schon gewonnen. Er grummelte vor sich hin, strich ihr übers Haar und meinte:
    »Okay, Kleines, klar mache ich es Dir zurecht, aber weißt Du überhaupt, was das hier ist?«
    »Nein,« grinste sie, »aber wie ich dich kenne, wirst Du es mir gleich erzählen.«
    » Nee, nee, das machen wir heute Abend wenn auch dein Mann dabei ist.«

    Zum Abendessen saß man in der alten Bauernküche an langen Esstisch zusammen. Da das junge Paar dabei war und auch Marlenes Bruder Peter einen Abend mal nichts vorhatte, war man mit Oma Maria zu sechst.
    »Seltsam Mutter, wenn wir hier nur zu dritt sind, da lässt Du dich von Renate von hinten und vorne bedienen, und heute bist Du gesprungen wie ein junges Mädchen.«
    »Mach dich nicht lustig über mich, früher habe ich hier zwölf Leute allein versorgt, da kann Renate auch für uns drei ...“
    »… und dafür spült sie hinterher immer, aber heute machen das Marlene und ich«, lenkte seine Frau ein, wohl wissend, dass sich ihr Mann Sorgen um die zunehmende Lethargie seiner Mutter machte.

    »Ja, ja, als ich hier einheiratete, da saßen teilweise vier Generationen hier am Tisch, dazu zwei Mägde und ein Knecht, da wurde es schon mal eng, aber zu Essen war immer genug da.«
    Jürgen unterbrach sie.
    »Immer genug zu Essen da, das ist der Punkt, wo das Russentischchen ins Spiel kommt.«

    Er wandte sich zu den jungen Leuten: »Euer Großvater war ja in diesem unseligen Krieg, der Knecht ebenfalls und da meine Mutter zwar schon mit ihm liiert, aber noch nicht verheiratet war, wurde sie bei sich zu Hause gebraucht. Eure Urgroßeltern waren mit zwei BdM–Mädchen aus der Stadt nicht in der Lage, den Hof ordnungsgemäß zu führen. Also wurde ihnen ein russischer Kriegsgefangener zur Arbeit auf dem Hof zur Verfügung gestellt. Der wurde in den ersten Tagen gebracht und wieder abgeholt, aber das ging auf die Dauer nicht, Uropa Hannes hat mächtig Druck gemacht und so konnte der Gefangene über Nacht bleiben.

    Er wurde in der Knechtkammer untergebracht und hätte normalerweise eingesperrt werden müssen, aber da das Melken schon mitten in der Nacht losgehen musste, hat mein Opa auch durchgesetzt, dass das Zimmer offen blieb. Er hat mir später erzählt, der Hauptgrund war, dass bei einem eventuellen Luftangriff, mit dem man ja auch rechnen musste, der Russe die Chance haben sollte, sich zu befreien.

    Zu den Regeln gehörte auch, dass die ausgeliehenen Gefangenen nicht am großen Tisch mitessen durften. Also wurden vom örtlichen Schreiner in Serie ein und zwei Personen–Tische gefertigt, die dann möglichst ca. drei Meter vom eigentlichen Esstisch entfernt aufgestellt wurden. Außerdem waren Qualität und Quantität der Speisen ziemlich weit unten anzusetzen. Dass diese Regeln eingehalten wurden, dafür sorgten die örtlichen NSDAP–Größen mit plötzlichen Kontrollbesuchen.

    Opa hat seinem "Russen" so schnell wie möglich etwas deutsch beigebracht, und Josef, so sein Name, durfte natürlich am Tisch mitessen, immer auf Geräusche der Haustür achtend, die, wie auf den Dörfern Sitte, erst mit dem Schlafengehen und dem damit verbundenen Löschen der Lichter verschlossen wurde. Wenn man das Öffnen der Haustür hörte, schnappte sich Josef einen Teller mit zwei Kanten Altbrot und einem Endstück Wurst und verzog sich zum – Russentischchen.

    Josef berichtete auch, dass andere Bauern seine Landsleute quälten und schlugen und so wenig zu essen zugestanden, dass diese teilweise von den Quetschkartoffeln für das Schweinefutter stibitzten. Dass er nach getanener Arbeit kurz vor dem Schlafengehen schon mal ein Glas Obstwein mittrinken durfte, er hütete sich, dies seinen Kumpels zu erzählen.

    Zum Kriegsende, als die russischen Gefangenen frei gelassen wurden und in Horden durch die Dörfer zogen, durchaus bereit besonders auffällige Ex–Arbeitgeber zu bestrafen, hatte Opa Hannes nichts zu befürchten!

    Am Tag des Abtransportes Richtung Russland kam Josef tieftraurig zu Opa und sagte in seinem gebrochenen Deutsch: »Bauer, war schönste Zeit von mein Leben hier, ich, wenn wieder zu Hause in Russland, gehe Sibirien oder – das hier«. Mit diesen Worten fuhr er mit der flachen Hand vor seiner Gurgel her.

    Man hat nie wieder von ihm gehört.

    Haltet das Tischchen in Ehren!«

Inhalte des Mitglieds Harald Herrmann
Beiträge: 150
Geschlecht: männlich
Seite 1 von 6 « Seite 1 2 3 4 5 6 Seite »

Besucher
0 Mitglieder und 1 Gast sind Online

Wir begrüßen unser neuestes Mitglied: Laetitia
Forum Statistiken
Das Forum hat 790 Themen und 943 Beiträge.



Xobor Forum Software von Xobor | Forum, Fotos, Chat und mehr mit Xobor
Datenschutz