"Tante Emmas" langes Sterben
Die Nachbarstochter Jenny parkt
des öfteren am Penny-Markt.
Die Mutter im geblümten Kittel
fährt einmal wöchentlich zum Lidl.
Der Papa, man nennt ihn nur Waldi,
fährt vierzehntägig hin zum Aldi.
Und fehlt ihm was vor diesem Kauf,
dann füllt ers an der Tanke auf.
Die Schwester meint, ich bleib in Form, ja
joggt jeden Tag hinaus zum Norma.
Der Opa spricht, ich hab in petto
als Einkaufsplatz noch meinen Netto.
Wer Hunger hat, der sagt nur: "Yes,
jetzt geht es schnell zum Hercules,
von allen isst fast jeder da
die Rennsteigwurst vorm Edeka.
Der Bio-Freak meint: "Es ist eh gut,
das Angebot bei unsrem Tegut.
Für Krempel in der guten Stube
sorgen Jawoll und die Fundgrube.
Der Chef vom Tante-Emma-Laden
muss dieses "Geiz ist geil" ausbaden.
"Leckt mich am Bobbes", sagt er schlicht
und macht endgültig alles dicht.
In allen Dörfern herrscht nun Ruh,
die Läden sind schon lange zu.
Dort ist jetzt das Gejammer groß:
"Wenn mir was fehlt, wo hol ichs bloß?"
© Harald Herrmann