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Die Verzauberung

in Literatur 12.05.2018 11:45
von harrymen | 12 Beiträge

Aus dem Buch "Wir Sonnenkinder"

Die Verzauberung

Von Harry Popow

Man schaue sich dieses Gemälde an (siehe Cover). Es ist mein erstes Bild gespachtelt, abstrakt und gleichzeitig auch gegenständlich. Acryl auf Leinwand. Geschenk für Cleo zur "Goldenen Hochzeit" am 23.12.2011. (Siehe Text im Buch III). Das war eine schwierige Geburt. Einerseits wollte ich die herrliche Pose von Cleo im Gemälde festhalten (nach einer Fotografie). Aber nicht in einem gewöhnlichen Gelände, nicht in einer „nur schönen“ Landschaft. Und hier begann das Problem: Bisher hatte ich Landschaften dargestellt. Gut und weniger gut. Manche sogar verkauft. Manche verschenkt. Und nun hatte ich es satt. Die Unruhe, die innere! Was passiert in der Welt? Sind wir zu brav, alles ertragen zu müssen? Nicht privat, nein, es geht um viel mehr. Wohin treiben wir, die Menschheit? Ich greife wieder einmal zu hoch!!!

Was also als Hintergrund, nahezu unbewusst angedacht, aber immer stärker im Kopf und im Gefühl? Was also? Spielte das eine Rolle? Aber gewiss doch… Tagelanges Grübeln. Cleo, in dieser bescheidenen Pose, ein einfaches Blumensträußchen in der Hand. Selbstvergessen, des Fotografen Blick nicht bemerkend. Und welch eine Unabhängigkeit, welch eine Würde. Welch eine Schönheit in diesem Bild. Schönheit, die aus dem Inneren kommt, nicht angewiesen auf Beifall und Zuspruch. Einfach so. Aus sich heraus. Das alleine hat seinen Wert. Wo doch heutzutage so vieles auf Demonstration aus ist, auf die Notwendigkeit reduziert, sich präsentieren, ja, verkaufen zu müssen.

Und wie diese Pose in die Welt stellen? Nachts der Gedanke: Erde und Welt. Welt als Planet Erde und dazu eine riesengroße Sonne. Kontrast von blau und gelb-orange. Das war die Idee!!! Cleo, Frau, Mensch – in Beziehung zum Großen. Keine Reduzierung der Figur auf ein handelndes Subjekt, sondern als Symbol menschlicher Kraft und Schönheit. Nicht die Gefahren in der Welt stehen im Vordergrund, sondern das Dasein des Menschen, das allerdings irgendwann – genauso wie die Erde – seine Endlichkeit erreicht haben würde.

Sicher – ein Symbol, ein Teil steht für das Ganze. Aber es steht nicht für sich allein. Es hat ein Umfeld. Beides, das Einzelne und das Gesamte, muss im Blickfeld bleiben. Das ist das Wesentliche: Komplexes Denken und Handeln ist gefragt. Wer sein Dasein lediglich auf das eigene Ich reduziert, bleibt ein Spielball des Übermächtigen. Teilweise und unter bestimmten Umständen ist das Ich überlebensnotwendig. Der Sinn des Lebens: Darüber hinaus das Sehen und Tun erlernen und anwenden…

Aus den Trümmern kam die Generation der vor 1945 Geborenen. Darauf verweisen die Eierschalen rechts unter der Figur, dieser lichten Gestalt. Im Uhrzeigersystem nach links und oben schauend sehen wir ein defektes Haus, siehe zerbrochene Streichhölzer, und darüber ein angedeutetes Wohnhaus, nicht ohne Blut. Wie klein mögen die unerhörten menschlichen Verluste wirken, wenn man die Lebenswege, mitunter schwarz eingefärbt, der im Bild links verlaufenen Linie verfolgt. Bis in die Sonne, dem unendlichen Verbrennungsprozess folgend, dem jeglichen Ende entgegen. Schaut man genauer hin, dann bemerkt man einen geklebten Strick. Wer dreht der Menschheit einen Strick, dem vorzeitigen Ende entgegen?

Manche sagen, die Farben sprechen an, der Kontrast. Das ist Absicht, gefühltes Wollen. Mitunter möge man dabei stehen bleiben, aber das größere Vergnügen mögen die persönlichen Entdeckungen sein. Dieses große Rätsel: Der Mensch. Die Hochachtung vor der menschlichen Existenz. Sie sollte uns beflügeln, die Welt – solange sie noch nicht ganz zerstört wurde – zu erhalten, Maß zu halten, der unendlichen Gier nach immer Mehr und Größer und Reicher den Garaus zu machen. Wer fragt nach dem Partner dieser lichten Frauengestalt? Dem Maler? Er hätte es so nicht „klecksen“ können, hätte er nicht innerlich ein reiches und tiefes Innenleben, mit Visionen, mit Träumen. Verlacht mitunter, gewiss, aber das große Glück ist in ihm, der ein halbes Jahrhundert eine Frau lieben durfte und immer noch darf, die selbst alle menschliche Liebenswürdigkeit in sich hat, eine Kameradschaftlichkeit ohnegleichen, die an Selbstaufopferung grenzt – aber auch eine derbe Impulsivität, die Ungereimtheiten gefühlsstark Ausdruck verleiht. Sie sagt: „Jubel dich nicht so hoch, wer bist du denn...“

Ich mach´s trotzdem. Ein gemaltes Trotzdem. Ein gemalter Seelenzustand. Eine Verwandlung. Eine Verzauberung. Eine Aufforderung zum Disput. Eine Provokation für die Unruhe, fürs Wachsein!! Deshalb ein Buch der Rückbesinnung. So, als Cleo ins Lebensbild trat. Unverhofft. Ein glücklicher Umstand. Ich lernte SIE kennen. In Plauen i.V. am 15.02.1957. (Siehe Beitrag „Volltreffer“ im Buch – ein Vorgriff)

Harry Popow: Wir Sonnenkinder - Authentische Lebensbilder




Umschlaggestaltung: Harry Popow, Verlag: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin, ISBN: 978-3-746719-09-2, 504 Seiten, 26,99 Euro, https://www.epubli.de/shop/buch/WIR-SONN...746719092/74250

Pressemitteilung zum Buch

Unter dem Titel „WIR SONNENKINDER“ veröffentlichte der Diplom-Journalist und Blogger Harry Popow im Eigenverlag epubli, Erscheinungsdatum 24.04.2018, seine in der DDR als Militärjournalist gesammelten Lebensdaten sowie seine Erlebnisse und Erfahrungen während eines neunjährigen Aufenthaltes in Schweden (1996 bis 2005) als auch nach der Rückkehr nach Deutschland.

Der Titel, so das Anliegen des Autors, möge vor allem an jene Generation erinnern, die nach der Befreiung vom Faschismus mit viel Mühe aus den Trümmern an materiellen Werten und denen in den Köpfen versucht haben mit gutem Erfolg einen neuen Staat zu errichten, dem als grundlegendes Anliegen die Entmachtung der einst herrschenden Geldeliten, die Beerdigung sämtlicher Kriegsgelüste als geschichtliche Notwendigkeit oblag, sondern vor allem dem friedlichen Aufbau sowie dem militärischen Schutz der DDR.

Angesichts des gesellschaftlichen und staatlichen Absturzes blickt der damalige Militärjournalist und Oberstleutnant zurück in die Anfangsjahre der DDR, in die Kindheit mit seiner liebevoll sorgenden russischen Mutter, die 1935 zu ihrem Ehemann nach Berlin übergesiedelt war.

Es sind Tagebuchnotizen eines inzwischen über 81-Jährigen. Es umfasst die Zeit von 1944 bis 2018. Die Notizen sind sporadisch entstanden und halten fest, was ihn am großen Vorhaben fesselte, ein gänzlich anderes und neues Deutschland aufzubauen.

Das Buch mit seinen 504 Seiten teilt der Autor in vier Teile: Das persönliche Erleben vor und nach 1945, der Aufbruch im Ostwind, die im Westwind untergehende DDR, der vorläufige Aufenthalt in Schweden, die Rückkehr nach neun Jahren sowie die glücklichen Jahre am Rande Berlins, wobei die Beschäftigung als Blogger und Autor für Harry Popow die innere Befriedigung gibt, nicht ganz tatenlos der politischen Verdummung und Orientierungslosigkeit entgegentreten zu können.

„WIR SONNENKINDER“ ist gleichzeitig ein nach 57 Ehejahren authentischer Liebesroman zwischen seiner Frau Cleo und ihm, dem Autor und Träumer von einer anderen und menschlicheren Welt.

Der Autor: Geboren 1936 in Berlin-Tegel, erlebte noch die letzten Kriegsjahre. Ab 1953 war er Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier und ab Herbst 1954 Angehöriger der KVP, später NVA. In den bewaffneten Kräften diente er bis 1986 u.a. als Militärjournalist. Den Titel Diplomjournalist erwarb er sich im fünfjährigen Fernstudium an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Nach Beendigung der fast 32-jährigen Dienstzeit arbeitete Harry Popow bis Ende 1991 als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. 81-jährig betätigt er sich als Blogger, Rezensent, Autor und Hobbymaler. Er ist seit 1961 sehr glücklich verheiratet.

(Siehe auch NRhZ, Online-Flyer Nr. 657 vom 02.05.2018)

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