Mein indianischer Doppelgänger
Es wurde an anderer Stelle die Frage gestellt, ob wir ermessen könnten, wie viel Doppelgänger wir hätten.
Es scheinen von mir eine Masse Doppelgänger zu existieren, es kam in meinem Leben durchaus vor, dass Wildfremde strahlend auf mich zukamen, mir die Hand reichten, auf die Schulter klopften und mich mit völlig fremdem Namen ansprachen.
Nach der Klärung, dass ich nicht der vermutete Bekannte sei, kam dann meist der Spruch:
»Du bist ihm aber wie aus dem Gesicht geschnitten! «
Nun ja, unser Schöpfer hatte wohl den Erstgeschaffenen meines Aussehens als sehr gelungen angesehen und die Schablone aus diesem Grund gerne als Vorlage genommen …
Ich habe somit von einem kleinen Teil meiner existierenden Doppelgängern immerhin einige getroffen.
Nun ja, getroffen war bei einem derer, die mir leibhaftig gegenüberstanden, ein wenig übertrieben, ich war damals auch zugegebenermaßen noch nicht so kommunikationsfreudig wie heute.
WO, WANN, WIE?
Drei Kumpels - Klaus Hönig, Ewald Jung und ich - waren anlässlich eines Vereinsausfluges auf Städtetour in Berlin.
Mit einem Bonbuch versorgt wurden wir dabei so quasi durch Berlin geschleust. An einer Stelle wurde ich von einem meiner Freunde auf drei Indianer aufmerksam gemacht:
»Guck emol do driwwe, der eene seht aus wäi Du!«
Ja, zu sehen waren zwei Jungs im Karl-May-gerechten Indianer-Aufzug mit Federschmuck und der dritte in "Zivil" mit gleichem "Beatles-Haarschnitt" wie ich sah mir tatsächlich zum Verwechseln ähnlich.
Und auch die drei hatten diese Ähnlichkeit bemerkt, aber weder sie noch wir brachten es fertig, aufeinander zuzugehen. Einige Zeit später, beim Zustieg in die U-Bahn, sah man sich wieder, da wurde sich schon angegrinst und Hände gehoben.
Stunden später, wir trafen im Lokal ein, in dem unsere Busgesellschaft verabredungsgemäß zum Essen erscheinen sollte, rief mir meine Nachbarin Lydia Luksch zu:
»Da bist Du ja endlich, ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was Du mit den zwei Indianern zu tun hast und warum Du nicht zurückgewunken hast, als ich dich auf uns aufmerksam machen wollte!«
Ich bin daraufhin zu den nun begeistert winkenden Indianern rüber und erfuhr, dass sie (übrigens mit dem gleichen Bonbuch unterwegs) mit einer Art Wildwestshow da waren, konnte aber ihre Einladung zu einer Vorstellung nicht annehmen, da für diesen Termin schon die Rückfahrt anstand.
Ich könnte mich heute noch sonst wohin beißen, dass wir keine Adressen ausgetauscht hatten, aber ich gehe mal davon aus, dass ein engerer Kontakt eh an Sprachbarrieren gescheitert wäre.
In der heutigen Zeit wäre es eine Kleinigkeit, über Whatsapp Kontakt aufzunehmen und als des Englischen Mächtigem mittels Übersetzungssoftware eine nicht allzu blamable Konservation zu führen.
But back then I could only speak "English for Runaways"!